Die Grundlagen der Lehre

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Die Aufrichtigkeit
Wir trauen uns, in allen Situationen authentisch zu sein, selbst wenn sie konfrontierend sind oder wir riskieren, unser Gesicht zu verlieren. Wir fragen uns regelmäßig, ob wir uns schützen, indem wir eine Rolle spielen oder vorgeben, jemand anderer zu sein, anstatt aufrichtig zu sein. Wir wagen es zu schauen, was in uns passiert, was wir fühlen und was wir denken. Die Aufrichtigkeit ist, obwohl sie einfach ist, die schwierigste Praxis, denn sie verlangt von uns, uns der Wirklichkeit zu stellen, ohne sie umzulenken, um unsere eigenen Interessen zu bedienen. Ohne Aufrichtigkeit ist es nicht möglich, die Einheit mit der Wirklichkeit wiederzufinden und es ist auch wesentlich, dass sie zu einer grundsätzlichen Ausrichtung in unserem Leben wird.

Die Einheit im Alltag
Die Wirklichkeit ist Eins. Wir bemühen uns, keine Spaltung zwischen unserem spirituellen Streben und unserem Alltagsleben zu schaffen. Wir erproben die Nicht-Trennung in der Natur, in der Stadt, in unserer Küche, im Büro oder auf unserem Meditationskissen. Wir vernachlässigen nicht die Beziehung zu unseren Angehörigen, der Nachbarn oder Kollegen, denn es sind oft diese gewöhnlichen Dinge, die uns konfrontieren und unsere Praxis vertiefen und stabilisieren lassen. Die Spiritualität beschränkt sich nicht auf intensive und ekstatische energetische Erfahrungen, welche die Tendenz haben, uns süchtig zu machen und uns von unserem Pfad zur Wahrheit abbringen, um ihn in den Dienst des Ego und seinem unersättlichen Wunsch nach speziellen Erfahrungen zu stellen. Es ist also notwendig, dass unsere tiefsten spirituellen Erlebnisse sich in alle Lebensbereiche integrieren.

Die Präsenz
Wir üben uns darin, zu handeln, zu gehen und zu sprechen und dabei im Kontakt mit der ganzheitlichen Empfindung des Körpers zu bleiben. Ganz egal, wie unsere Haltung ist, bewohnen wir vollständig den Körper und wir versuchen, die vertikale Ausrichtung zu behalten, die uns durchquert, vom Becken bis zum Scheitel, geschmeidig und lebendig. Wir lassen unsere Aufmerksamkeit, die so oft fokussiert und in Beschlag nehmend ist, sich öffnen und entspannen, um zur Basis unseres Seins hinabzusteigen und sie dort zu stabilisieren.

Ich weiß nicht
Wir entwickeln den Anfängergeist – der, der nichts weiß und der immerzu bereit ist, die Lektionen des Lebens zu entdecken und zu empfangen. Das ist eine innere Qualität der Unschuld und der Frische, in der wir an allen Aspekten der Wirklichkeit interessiert sind – ohne jegliche vorgefasste Meinung. Eine Haltung, in der wir vor allem Zuhören! Wir sind für alles, was sich uns im Innen und Außen präsentiert, offen und verfügbar, denn wir haben kein Bild, das wir verteidigen müssen. Der Anfänger vernachlässigt kein Detail, denn er weiß, dass sich in den einfachsten und banalsten Dingen oft die tiefsten Lektionen des Lebens finden lassen. Wenn wir diesen Geist der Öffnung und der Leichtigkeit des „Ich weiß nicht“ behalten, nehmen wir uns nicht zu ernst, aber wir lassen uns gleichzeitig ehrlich auf alles ein, was wir machen, denken oder fühlen.

Das Engagement
Wenn wir eine Resonanz für den Weg und die Lehren spüren, engagieren wir uns dafür, diese mit jeder Geste, jedem Wort, jedem Gedanken so gut es geht in die Praxis zu bringen, ohne daraus eine Performance zu machen und ohne sich zu tadeln, wenn es nicht möglich ist. Wir erkennen unsere Widerstände an und trauen uns, uns diesen zu stellen. Wir versuchen nicht, sie loszuwerden, sondern sie von tiefstem Herzen anzuerkennen. Wir setzen uns dafür ein, dass uns kein dunkler oder schwieriger Bereich davon abhält, tiefer in uns selbst hinabzusteigen. Wir fühlen uns bereit, dass uns keine egoistische List von der Wahrheit wegbringt.

Ausprobieren
Es ist wesentlich, die Lehre nicht für einen neuen Glaubenssatz herzunehmen, an den wir uns anpassen, oder sie durch ein rein konzeptuelles Verständnis beschränken, denn das würde hoffnungslos an dem vorbeigehen, was vorgeschlagen wird. Es ist notwendig, das was formuliert wird, selbst zu erfahren und niemals seine eigene Autorität aufzugeben, selbst wenn es wichtig ist, sich völlig hinzugeben, damit eine echte Transformation stattfindet. Die Intuition, welche ein unverzichtbarer Bestandteil für einen Weg zurück zu sich selbst bedeutet, kann sehr schnell durch eine Ideologie verformt und verdunkelt werden, selbst wenn sie nur im geringsten dogmatisch ist; deshalb ist es wesentlich, sich gegen diese Form der Ausartung zu schützen.